Nun ist es endlich soweit – die lange Wartezeit, das Mitfiebern, Mitwehen, die Vorfreude, Aufregung und ob der Ungewissheit, wie alles werden wird, nervöse Unruhe hat ein Ende. Heute morgen konnten wir feierlich in unser erstes neues Gebäude einziehen!
Ein Regenbogen wies den Weg zu unserem künftigen Haupteingang und kurze Zeit später versammelte sich die gesamte staunende Schulgemeinschaft im künftigen Mittelstufen-Innenhof. Die älteren Klassen gesellten sich zu ihren jüngeren Patenklassen und bald stimmten alle gemeinsam in einen Kanon ein. Dona nobis pacem klang es vielstimmig und hoffnungsfroh, auf dass Frieden unserer Schulgemeinschaft auch am neuen Ort geschenkt bleiben möge.
Milena Rentsch ergriff daraufhin das Wort und verglich den Moment mit dem heißersehnten einer Menschengeburt:
Wie dort, brauchte es auch bei uns nach dem Wunsch eine Weile, um wirklich schwanger zu werden, die Standortsuche unserer ersten Jahre erinnern uns daran.
Dann aber hatte es geklappt, der Standort war gefunden und nun hieß es, alles dafür zu tun, dass sich das Neue, Junge gut entwickeln konnte und eine ganze Weile auch warten, in der das Kind noch unbehelligt wachsen konnte – statt 9 Monaten, wie bei Menschenkindern, bei uns 9 Jahre, in denen anfangs das meiste im Verborgenen stattfand, im zweiten Drittel aber immer mehr zu sehen war, dass hinter der Haut aus Bauzaun, Gerüst und Abdeckung wirklich etwas Neues, das bald ganz fest zu uns gehören würde, sich entwickelte. Zeiten der Sorge, auch der Komplikationen, blieben auch uns nicht erspart und als der Termin näher rückte, unsere Schule schon aus allen Nähten zu platzen drohte, die Ankunft des neuen Gebäudes sich aber von Tag zu Tag nicht einstellen wollte, weil hier noch etwas fehlte und dort noch etwas abgenommen werden musste, da wurden auch wir unruhig, aufgeregt, ungeduldig, kurz: wir konnten es kaum noch erwarten.
Und nun ist es da, unser erstes neues Gebäude! Die Geburtswehen sind alle überstanden, die letzten Tage haben alle mitgeholfen, dass wir heute die neuen Räume mit echtem Unterricht in die Arme und die Herzen schließen konnten!
Glücklich und etwas erschöpft aber mit großer, großer Freude auf die kommende Zeit haben wir als Schule das Gebäude heute alle gemeinsam begrüßt, berührt, angesprochen, beschnuppert. Allmählich lernen wir es nun kennen – ist es so, wie wir es uns immer vorgestellt haben? Wie wird es reagieren auf uns? Welche Überraschungen wird es wohl mitbringen?
Mitgenommen aus der Zeit des Wartens haben wir einen Stuhl aus unserer allerersten Klasse, einen Ableger einer unserer allerersten Pflanzen und natürlich alle unsere Hoffnungen und guten Wünsche.
In die Zukunft blicken wir so sehr zuversichtlich und sind schon jetzt gespannt, auf das allernächste Geschwisterchen, das mit unserem Mittagshaus nun selbst kurz vor seiner „Geburt“ steht. Eine kleine Erholungspause gönnen wir uns, dann nehmen wir alle Kraft zusammen, um in den nächsten Wochen dieses zweite Gebäude unseres 1. Bauabschnittes genauso glücklich zur Welt und in unsere Gemeinschaft zu bringen.
Und auch weiter denken wir natürlich jetzt schon: an das jüngere Geschwister Unterstufenhaus, das wir in ein, zwei Jahren erwarten, dann das Oberstufengebäude, die Turnhalle, einen Kindergarten, ein Therapeutikum … ach, von uns aus kann unsere Neue-Waldorfschul-Familie ruhig noch ein bisschen weiter wachsen ….
Nun aber verlangt das neue Haus unsere Aufmerksamkeit wieder, weshalb wir erst einmal aufhören zu schwärmen und uns hier verabschieden, um das neue Gebäude weiter zu erkunden, zu bewundern, kennenzulernen …
Aber nicht ohne Gruß und Glückwunsch an uns alle, an „Kind und Eltern“: Möge uns eine glückliche gemeinsame Zukunft beschieden sein!